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Grafschaft Lingen

Die Obergrafschaft Lingen und angrenzende Gebiete:

Zur Geschichte:

1493: Die Grafschaft Lingen wurde von der Grafschaft Tecklenburg abgespalten.

1496: Nikolaus III. starb, Erbe war sein ältester Sohn Otto III.. Er übernahm die Grafschaft Tecklenburg und verdrängte seinen Bruder Nikolaus nach Lingen.

1518: Da Graf Nikolaus IV. versuchte, sich durch Überfälle im benachbarten Bistum Münster zu bereichern, ließ der Bischof von Münster die Grafschaft Lingen für ein Jahr erobern; Nikolaus IV. musste fliehen.

1526: Um nach seiner Rückkehr einen starken Verbündeten zu gewinnen, brachte Graf Nikolaus IV. die einstmals unabhängige Grafschaft in das Herzogtum Geldern ein und ließ sie sich gleichzeitig von Herzog Karl von Egmond als Lehen zurückübertragen.

Nachdem Nikolaus unverheiratet starb, war Konrad von Tecklenburg-Schwerin, sein Neffe und Graf von Tecklenburg, der nächste Verwandte und erbte die Grafschaft Lingen. Wie vor 1493 waren die Gebiete der Grafschaften Tecklenburg und Lingen wieder in einer Hand.

Es gab jedoch noch das Lehen von 1526. Karl von Egmond hatte 1528 Kaiser Karl V. als Lehnsherrn seines Herzogtums anerkennen müssen und war 1538 kinderlos gestorben. Als seinen Erben hatte er den Herzog von Kleve bestimmt. Der Kaiser betrachtete das Herzogtum Geldern jedoch als an ihn zurückgefallen – und damit nach Nikolaus‘ Tod auch die Grafschaft Lingen.

1547: Karl V. rückte mit seinen Truppen heran. Konrad musste dem Kaiser Karl die Grafschaft Lingen überlassen, damit die Acht aufgehoben wurde. Der Kaiser belehnte den siegreichen Grafen Maximilian mit dem Lingener Land.

29.6.1548: Maximilian wurde Lehnsgraf der Grafschaft Lingen. Er verstarb aber noch im selben Jahr. Seine Erbin, Anna von Egmond, wurde nach dem Tod ihres Vaters Maximilian von Egmond Lehnsherrin.

7.5.1550: Kaiser Karl V. war Lingen übertrug das Lehen der Grafschaft Lingen an  seine Schwester Maria von Ungarn, der Statthalterin der Niederlande. Während ihrer Lehnsschaft wurde 1555 das von altersher geltende Recht zusammengefasst und als „Lingensches Landrecht“ in Kraft gesetzt.

1551: Als Anna von Egmond den Prinzen Wilhelm von Nassau-Oranien heiratete, stimmte Kaiser Karl V. dieser Heirat nur unter der Bedingung zu, dass die Grafschaft an ihn veräußert wird. Die Grafschaft wurde daraufhin für 120.000 Goldgulden an Kaiser Karl V. verkauft.

1555: Abdankung von Karl V.. Er übertrug die Grafschaft Lingen zusammen mit seinen habsburgischen Besitzungen und den burgundischen Ländern auf seinen ältesten Sohn Philipp II., der dadurch König von Spanien wurde. Die Grafschaft Lingen war nun eine spanische Besitzung. Damit wurde die Grafschaft auch Gegenstand des Achtzigjährigen Krieges zwischen Spanien und den Niederlanden.

1597: Fürst Moritz von Oranien eroberte die Grafschaft Lingen beim Feldzug für die Utrechter Union.

1605: Die Grafschaft wurde vom spanischen Feldherren Ambrosio Spinola zurückerobert.

1605 bis 1632: Die Spanier hatten nochmals die Grafschaft inne, nach deren Abzug aber wieder das Nassau-Oranien.

1702: Nach dem Tod König Wilhelms III. von England erbte König Friedrich I. in Preußen die Grafschaft Lingen, die er 1707 wieder mit der käuflich erworbenen Grafschaft Tecklenburg vereinigte.

1802: Säkularisierung des Hochstiftes Münsters und westliche territoriale Erweiterung der Grafschaft Lingen.

1807: Die Grafschaft wurde von den Franzosen besetzt.

1809: Sie wurde dem Großherzogtum Berg (Departement Ems) und 1810 an Frankreich (Departement Oberems) übertragen.

1814: Die Grafschaft fiel wieder an Preußen, aber durch den Verzicht Preußens auf die Niedere Grafschaft Lingen wurde 1815 Lingen Teil des auf den Wiener Kongress neugegründeten Königreiches Hannovers.

25. Juni 1822: Durch die Kulturverordnung die rechtliche Weisung zur Simualtionsnutzung von den protestantischen Kirchen sowie der protestantischen Schulen in der Grafschaft. Diese Verordnung wurde aber schon 1827/1830, aufgrund des nicht endenden Streites um die Kirchennutzung, wieder aufgehoben.

Literatur

Osnabrücker Mitteilungen:

Nr. 7, 1864, S. 346: Oscar BROSIN, Zur Topographie der Grafschaft Lingen

Nr. 13, 1886, S. 184: Schriever, Die Lasten und Abgaben der Niedergrafschaft Lingen am Ausgange des Mittelalters

Nr. 29, 1904, S. 71: Ludwig Sunder, Die Holtings-Instruktion der Grafschaft Lingen von 1590

B. A. Goldschmidt: Geschichte der Grafschaft Lingen. Osnabrück, L. Overwetter, 1850. (wird tatsächlich für 300 Euro angeboten…)

Geschichte der Grafschaft Lingen im 16. und 17. Jahrhundert besonders in wirtschaftskundlicher Hinsicht. Stalling Vlg., Oldenburg, 1940. (weitere Informationen)

Arnold Nöldeke: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover.IV.: Regierungsbezierk Osnabrück. 4. Die Kreise Lingen und Grafschaft Bentheim. Hannover, Selbstverlag der Provinzialverwaltung, 1919. (Ausgabe für 90 Euro, oder Ausgabe von Wenner für 50 Euro)

v. Kamptz: Revidirter Entwurf der Partikularrechte der zur Provinz Westphalen gehörigen Standesherrschaften und der Graffschaften Lingen und Tecklenburg bzw. des Provinzial-Rechts der Grafschaft Mark, der Stadt und Graffschaft Dortmund und der Städte Soest und Lippstadt (weitere Informationen)

Winfried Schlepphorst: Niederstift Münster, Grafschaften Lingen und Bentheim, Bd 1. Bärenreiter, 1975. (weitere Informationen)

Karl-Eberhard Nauhaus: Das Emsland im Ablauf der Geschichte. Sögel 1984, ISBN 3-925034-00-5 (weitere Informationen)

Johann Caspar Möller: Geschichte der vormaligen Grafschaft Lingen von den aeltesten Zeiten bis auf unsere Tage. Lingen 1879, ISBN 3-921663-07-5 (Nachdruck)

Lehrerverein der Diözese Osnabrück: Der Kreis Lingen. Beiträge zur Heimatkunde des Regierungsbezirks Osnabrück Heft I. Verlag R. van Acken, Lingen/Ems 1905

Werner Kaemling: Atlas zur Geschichte Niedersachsens. Gerd J. Holtzmeyer Verlag, Braunschweig 1987, ISBN 3-923722-44-3