Lienen
Zur Geschichte
9. Jahrhundert
Die Kirchen Ibbenbüren, Lengerich und Lienen gehörten zum Archidiakonat Bünde und wurden von Kaiser Ludwig dem Frommen, dem Sohn Karls des Großen, an die Benediktinerinnenabtei Herford übertragen. Lienen gehört daher seit dieser Zeit kirchlich zu Herford.
1088
Erste urkundliche Erwähnung des Ortsnamens "Linas" (Ort am Berg).
1186
Spätestens in diesem Jahr wurde Lienen selbständige Pfarre. Graf Simon von Tecklenburg empfing die Amelungschen Güter (heutiges Dorfgebiet und große Teile Aldrups) vom Osnabrücker Bischof zum Lehen. Nun gehörte Lienen endgültig zu Tecklenburg und erhielt eine steinerne Kirche statt des bisherigen Fachwerkbaus. Die Flächen jenseits der Ostenfelder Grenze gehörten kirchlich zunächst zu Laer, später zu Glane.
1219
Auf einer ihrer Visitationsreisen kehrte die Äbtissin der Abtei Herford, Gertrud von der Lippe, auch beim Pfarrer in Lienen ein.
1350
Die Pest wütete in Europa und verschonte auch das Tecklenburger Land nicht. Vor dieser Epidemie lebten in Lienen etwa 1000 Einwohner, danach nur noch ca. 600-700.
2. Hälfte des 14. Jahrhunderts
Blutige Fehden der Tecklenburger Grafen mit den Bischöfen von Osnabrück um Herrschaftsansprüche.
1385
Die Fürsten, Herren und Städte im Landfriedensbunde zu Soest schlossen ein Übereinkommen, um Sicherheit für Ackersleute, Reisende, Geistliche und Jäger zu schaffen und diese gegen Raub und Morde zu schützen. Da dies nicht besonders erfolgreich war, bildeten sich Schützengilden und Landwehren.
1494
Ältestes überliefertes Schatzungsregister: In Lienen gab es 23 Höfe, die an den Grafen von Tecklenburg Schweine abzuliefern hatten: Ypershoff, Kybbe, Rolevinckman, Hülsman, Ellebracht, de Holtgrewe, Oldendorp, Middendorp to Holterperdarpe, Middendorp tom Ostenvelde, Horstebroick, Tigman, Nederdalmeyger, Holthues, Wyttinckman, Reninckman.
1527
Einführung der Reformation in der Grafschaft Tecklenburg durch Graf Konrad von Tecklenburg.
(Grafschaft Tecklenburg bei Wikipedia)
1546
Beginn des Schmalkaldischen Krieges – auch das Tecklenburger Land war von den Kriegswirren betroffen. Teile der Grafschaft fielen nach der Niederlage des Schmalkaldischen Bundes an Kaiser Karl V.
(Schmalkaldischer Krieg bei Wikipedia)
1557
Die Grafschaft Tecklenburg fiel an die Grafen von Bentheim – Erbansprüche des Hauses Solms wurden nicht berücksichtigt.
1588
Am ersten Weihnachtstag wurde die reformierte Kirchenordnung eingeführt. Der Taufstein wurde aus dem Turm der Kirche in den Chor versetzt.
1618-1648
Dreißigjähriger Krieg. Die Grafschaft Tecklenburg blieb neutral, die Bevölkerung war jedoch immer wieder von durchziehenden Truppen betroffen.
9. Oktober 1656
Der Lienener Rezess wurde unterzeichnet. Der Grenzverlauf zwischen dem Herrschaftsgebiet des Bischofs von Osnabrück und der Grafschaft Tecklenburg wurde vertraglich festgelegt.
1680
Große Rattenplage im Osnabrückischen sowie in den Grafschaften Tecklenburg, Ravensberg und Lingen.
1696
Die Grafen von Bentheim mussten aufgrund eines Urteils des Reichskammergerichts nach jahrelangen Erbstreitigkeiten die Grafschaft Tecklenburg an das Haus Solms-Braunfels abtreten.
1707
Die Grafschaft Tecklenburg wurde vom Haus Solms-Braunfels an das Königreich Preußen verkauft.
1711
Großfeuer in Lienen - 14 Häuser brannten nieder. Für den Wiederaufbau bekamen die abgebrannten Lienener Holz vom Pferdestall der Tecklenburg.
1716
Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. führte die allgemeine Schulpflicht ein.
(Friedrich Wilhelm I. bei Wikipedia)
um 1750
Neubauern, die Grund und Boden aus bäuerlichem Besitz oder durch Kauf erworben hatten, siedelten sich in Lienen an. Wilde Ansiedlungen in der Kattenvenner Gegend beunruhigten die Kattenvenner Alt-Bauern so sehr, dass sie die notdürftig von den Siedlern errichteten Erdhütten ("Punshütten") abrissen, da Beschwerden beim Amtmann in Lienen nichts geholfen hatten.
8.8.1797
Einbruch in die Lienener Kirche. Geraubt wurden Opferstöcke, der silberne Kirchenkasten mit silbernem Kelch und Dokumenten der kirchlichen Kassen und ein neues schwarzes Tischtuch.
1787
Bau einer Musterschule in Lienen-Meckelwege.
1806
Französische Soldaten hielten sich nach der Niederlage Preußens in Lienen auf.
1. März 1808
Lienen gehörte nun mit dem Tecklenburger Land zum Großherzogtum Berg. Im gleichen Jahr begannen die Truppenaushebungen (Conscriptionen) für die napoleonische Armee.
(Großherzogtum Berg bei Wikipedia)
1809
Verbot der plattdeutschen Sprache im Lienener Schulunterricht.
1. Januar 1810
Der "Code Napoléon", das französische Zivilrecht, trat in Kraft.
(Code Civil bei Wikipedia)
Ende Oktober 1813
Die französischen Soldaten verließen Lienen, und preußische Truppen und russische Kosaken marschierten unter Jubel ein.
1815
Lienen gehörte nach dem Wiener Kongreß wieder zum Königreich Preußen und wurde 1816 dem Landkreis Warendorf zugeschlagen.
1817
Das schlimmste Hungerjahr im Tecklenburger Land. In dieser Zeit waren Überfälle und Diebstähle aus Not an der Tagesordnung.
Anfang des 19. Jahrhunderts
Beginnende Landflucht in aufstrebende Städte und Auswanderungswelle vor allem in die USA.
1848
Revolution in ganz Preußen, nachdem ein Jahr zuvor der Preis für Korn um das 5- bis 6-fache gestiegen war.
1857
Lienen wurde dem Kreisverband Tecklenburg zugeordnet.
1875/76/77
Aufhebung der geistlichen Schulaufsicht. Gründung des Lehrervereins Tecklenburg-Nord und -Süd. Einsatz staatlicher Schulinspektoren
1904
Bau des Kalkwerkes in Höste und eine verbesserte verkehrstechnische Erschließung durch eine Bahnlinie schafften Beschäftigung und sorgten für Bevölkerungswachstum in der Gemeinde Lienen.